Dosenwerfen gegen Rechts auf dem „Fest der Vielen“

Mit einem Infostand haben wir uns am Fest der Vielen beteiligt und das vielfältige Programm mit Podiumsdiskussion, Poetry Slam und Live-Musik inhaltlich sowie spielerisch ergänzt. Neben Flyern, Stickern, Broschüren und Büchern gab es auch Materialien zur Antifacist Action Kampagne.

Die Podiumsdiskussion hatte unter dem Motto: „Erinnern, kämpfen, aufklären. – Betroffene rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt im Gespräch“ u. a. den Vater des in Polizeigewahrsam verbrannten Amed Ahmad, Überlebende eines rassistischen Brandanschlags 1984 in Duisburg und Aktive von der Initiative Kolbstr. aus Köln zu Wort kommen lassen.

Wir hatten viele interessante Gespräche an unserem Stand. Highlight war das altbekannte Kirmes-Spiel „Dosenwerfen“ mit politischem Bezug zur Bundestagswahl. Die Bälle, als Antifas markiert, hatten rechte Parteien als Wurfziel – mit dabei waren u.a. die AfD, III. Weg und ja auch die CDU.

Alles in allem war es ein positiver Tag mit Gedenken, Musik und Vernetzung. Danke an alle, die uns besucht haben, die OrganisatorInnen und ein Versprechen an die Betroffenen rechter, rassistischer und antisemitischer Gewalt: Erinnern heißt kämpfen! Kein Vergeben, kein Vergessen

Werbung

Gedenken und Flyeraktion zum 22. Todestag von Egon Effertz am 17. März in Duisburg Walsum

Vor 22 Jahren wurde er im Franz-Lenze-Park in Duisburg Walsum von drei Neonazis brutal ermordet. 

Er war an diesem Tag nicht das einzige Opfer. Zuvor griff die Gruppe bereits einen Mann an und nach ihm zwei weitere. Die Anwohnern*innen schienen die Tat bemerkt zu haben, da sie Fensterläden öffneten und Egon Effertz um Hilfe schrie. 
Jedoch kam ihm NIEMAND zur Hilfe.  Erst am nächsten Tag wurde er tot im Park aufgefunden.  Die rechtsradikalen Täter wurden drei Tage später gefasst und anschließend vor Gericht verurteilt. Der Haupttäter erhielt eine lebenslängliche Haftstrafe, die anderen beiden Täter zehn beziehungsweise acht Jahre Haft. 

Vor Gericht gestanden die Täter ihre Zugehörigkeit zur rechten Neonazi-Szene in Duisburg und dass sie an jenem Abend eine „Menschenjagd aus purer Lust“ betrieben, nachdem sie sich zuvor erheblich betrunken hatten. Zudem war bekannt, dass der Haupttäter zuvor schon der Bundeswehr verwiesen worden ist, aufgrund seines  rechtsradikalen Gedankenguts und Handelns.

Effertz war lediglich auf der Suche nach Altmetall im Park, für einen kleinen Nebenverdienst. Die Gruppe Neonazis hielt ihn für einen Obdachlosen, der somit nicht in ihr rechtsradikales Weltbild passte und sie ermordeten ihn. Die Tat wurde allerdings nicht als politisch motiviert eingestuft, obwohl die Polizei und die Presse diese Details kannten. Somit wurde der faschistische Hintergrund der Tat verleugnet und relativiert.

Der Mord an Egon Effertz war definitiv kein Einzelfall. Seither ist zu beobachten, wie der faschistische und rassistische Terror weiterhin zunimmt und immer präsenter und allgegenwärtiger wird. Nicht zu vergessen sind die zuletzt begangenen rassistischen und faschistischen Anschläge in Hanau (2020), Halle (2019), der Mord an Walter Lübcke (2019), sowie 995 rechtsterroristische Attentate auf Unterkünfte für geflüchtete Menschen (bis 2016) und noch unzählige weitere Taten und Morde, auch durch die Polizei.


Auch die bei der Polizei und Bundeswehr aufgedeckten, unzähligen rechten Netzwerke haben nichts daran geändert, dass all diese Taten als „Einzelfälle“ abgetan werden. Des Weiteren zeigt das Motiv der Täter, beziehungsweise auch die Wahl des Ermordeten deutlich, dass es jede Person treffen kann, die nicht in das Weltbild von Rechtsradikalen passt.


Was hat der Staat gegen die verlorenen Menschenleben und Rechtsterrorismus unternommen? Ein Paradebeispiel ist die Zeit nach dem rechtsterroristischen Attentat in Hanau. Die Polizei und weitere staatliche Institutionen verhindern eine lückenlose und konsequente Aufklärung von rechtem Terror und ermöglichen Rechtsterrorist*innen, weiterhin unschuldigen Menschen das Leben zu nehmen. 


Die konsequente Aufklärung wird überwiegend von den Angehörigen der Ermordeten und antifaschistischen und antirassistischen Kollektiven vorangetrieben.


Deshalb ist es umso wichtiger, sich aktiv gegen rechten Terror zu positionieren. Aus diesem Anlass veranstaltete eine Gruppe von Antifaschist*innen eine kleine Gedenkveranstaltung im Franz-Lenze-Park, um zu Gedenken und auf den allgegenwärtigen rechten Terror aufmerksam zu machen. Die Gruppe legte Blumen nieder, zündete Kerzen an und hielten eine Schweigeminute ab. Zudem gab es einen Redebeitrag über die Tat und die aktuelle Situation von rechten Gewalttaten. Anschließend wurden im Umkreis des Parks Gedenk-Flyer verteilt, um die Anwohner*innen auf die besagte Tat aufmerksam zu machen und auch auf die weiterhin zunehmende Gewalt von rechts aufmerksam zu machen.

GEDENKEN AM 19. FEBRUAR: KEIN VERGEBEN KEIN VERGESSEN

Hanau, 19. Februar 2020. Neun Menschen mit Migrationsgeschichte werden von einem Rassisten getötet. Ein Jahr später, gedenken wir den Opfern des rechten Terroranschlags:


Ferhat Unvar
Gökhan Gültekin
Hamza Kurtović
Said Nesar Hashemi
Mercedes Kierpacz
Sedat Gürbüz
Kaloyan Velkov
Vili Viorel Păun
Fatih Saraçoğlu


Wir erinnern und stehen solidarisch mit den Betroffenen, Angehörigen und Überlebenden im Kampf um Gerechtigkeit, lückenlose Aufklärung und politische Konsequenzen.

HANAU WAR KEIN EINZELFALL

Das Bekennerschreiben des Täters zeugt von rassistischen und faschistischen Verschwörungsfantasien. Es handelt sich nicht um einen „verwirrten Einzeltäter“, sondern um einen vernetzten und bewaffneten Nazi, für dessen verheerende Gewalttaten der bürgerliche Staat den Nährboden gelegt hat. Ein Staat, in dem konsequente Entnazifizierung nichts als ein Mythos ist, in dem Organe wie Bundeswehr und Polizei Rechtsextreme in ihren Reihen schützen und mit Waffen versorgen, in dem der Verfassungsschutz mit dem NSU zusammenarbeitet, in dem eine Hanauer Gedenkdemo ein halbes Jahr nach dem Verbrechen angeblich wegen Corona verboten wird, Rechtspopulisten und Coronaleugner jedoch ohne Einschränkungen demonstrieren dürfen… Im Kampf gegen Rechts ist auf den Staat kein Verlass!

ERINNERN HEISST KÄMPFEN


Der Staat schützt rechte Gewalttäter, wir müssen uns selbst schützen! Für die Antifaschistische Aktion bedeutet das:
Antirassistische Praxis entwickeln, unseren Protest gegen Faschismus auf die Straße tragen – nicht nur heute, sondern kontinuierlich!

In Duisburg finden dazu dezentral einige Aktionen von verschiedenen Strukturen statt, sowie eine Kundgebung am 19.02.21 auf dem August-Bebel Platz in Marxloh um 17:30 Uhr.


Aktiv werden, Initiative 19. Februar unterstützen!